Dienstag, 19. März 2013

Gründe und Hintergründe

Ich schiebe das Erstellen dieses Blogs schon ein Weilchen vor mir her. Nicht, weil ich keine Lust zu schreiben habe (ein paar Beiträge habe ich sogar vorab schon in Word erstellt) aber der Einstieg fällt mir diesmal sehr schwer.
Wo genau hat diese Geschichte ihren Anfang? Was wisst ihr schon über mich, was hat sich bisher eher im Verborgenen abgespielt? Schreibe ich zu ausführlich, ist es langweilig, schreibe ich zu knapp wird es unverständlich. Kann ich überhaupt das richtige Mittelmaß und den richtigen Ton finden?
Ich versuche es jetzt einfach, indem ich zeitlich beim letzten Blog "Rehaktionen" und der Zeit in der Földiklinik anknüpfe. Wenn ihr mehr wissen wollt oder ich zu ungenau bin, fragt mich direkt oder per Kommentar, wenns zu viel wird ebenso.

Ich weiß nicht, wie oft ich hier schreiben werde - ein täglicher Blog wird es vermutlich diesmal nicht werden. Wenn ihr möchtet, könnt ihr den Blog abonnieren, dann bekommt ihr immer eine E-Mail wenn es von mir etwas Neues gibt.

Okay - zum Thema. Eine Sache, die mich während meines Aufenthalts in der Földiklinik sehr beschäftigt hat, ist mein Übergewicht. Natürlich habe ich das schon ein paar Jahre länger und ich wollte es auch nicht erst dort loswerden, aber ich habe es eben nie langfristig geschafft. Als ich erfahren habe, dass ich zur Reha in die Földiklinik komme, habe ich mir deren Website angeschaut und unter anderem Informationen zu einem Adipositasprogramm gefunden. Ich dachte es schadet nicht wenn ich mich gleich bei der Ankunft danach erkundige und mich freiwillig zur Teilnahme melde. Ich hoffte auf neue Tipps, die ich bisher bei WeightWatchers, der Adipositasberatung meines Frauenarztes, im Fitnessstudio und bei der Ernährungsberatung der Krankenkasse noch nicht bekommen habe. Irgendwann sollte ich das Problem doch endlich dauerhaft in den Griff bekommen.

Beim Aufnahmegespräch in der Földiklinik habe ich die Ärztin (ihr erinnert euch, die Seltsame...) darauf angesprochen, dass ich bitte außer dem normalen Programm auch das Adipositasprogramm mitmachen möchte. Sie erklärte mir, das finde nur zweimal jährlich statt und nicht gerade jetzt. Die Földiklinik sei schließlich keine Adipositasklinik sondern eine Fachklinik für Lymphologie. Aber wenn ich Interesse am Programm habe, macht sie mir einen Termin bei Dr. B., der betreut das Programm wenn es stattfindet und hat sicher auch außer der Reihe ein paar Tipps für mich. Ansonsten gehört ja ohnehin viel Sport zum Lymphprogramm und es gibt verschiedene Leistungsklassen, da wird auch für mich etwas dabei sein.

Der Termin mit Dr. B. fiel in die schwierige Anfangsphase, in der ich mich versuchte zurechtzufinden. Ich hatte einen Termin im Schwesternzimmer und erwähnte dort, dass ich jetzt gleich zu Dr. B. dem Adipositasspezialisten gehe, worauf die Schwester fragte: "Ah, dann lassen sie wohl auch eine bariatrische Operation machen?" Ich war verwirrt, und hatte keine Ahnung wovon sie spricht. Ich wollte doch abnehmen und mich nicht operieren lassen!!!

Dr. B. war nett und sehr kompetent. Man merkte sofort, dass er schon mit vielen massiv Übergewichtigen gesprochen und gearbeitet hatte. Ich schilderte ihm im Groben meinen Gewichtslebenslauf, berichtete von den neuen gesundheitlichen Problemen und der ganzen Autoimmungeschichte die in jüngster Zeit zu einer starken Gewichtszunahme geführt hat. Ich sagte ihm auch ehrlich, dass ich mich kaum noch traue, eine Diät, Ernährungsumstellung, etc. zu beginnen, da der Jojo-Effekt bisher jedesmal zugeschlagen hat, und es langfristig gesehen immer nur schlimmer wurde. Und das, obwohl ich mich heute sicher 100mal besser, gesünder und bewusster ernähre als noch vor 10 Jahren.

Er glaubte mir sofort, sagte aber auch dass ich seiner Einschätzung nach keine Chance habe langfristig Gewicht zu verlieren. Er erklärte mir warum - die Details sind komplex und ich bin keine Medizinerin. Kurz gesagt gibt es verschiedene Gene, die Beiträge zur Entstehung von Übergewicht leisten. Diese Gene sind entweder an- oder abgeschaltet - das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Noch nicht alle davon sind ganz entschlüsselt, aber es gibt fünf Stück bei denen man sehr weit ist. Diese regulieren unter anderem die Ausschüttung des "Hungerhormons" Ghrelin, beinflussen den Stoffwechsel indem sie dauernde Fettspeicherung anregen, hemmen das Sättigungsempfinden, das sich dadurch erst viel später einstellt, und noch einiges mehr. Ich breche hier ab, bevor ich noch etwas Falsches schreibe.

Jedenfalls hat Dr. B. mir eine aktuelle Präsentation mit dem Titel "Morbide Adipositas - Schuld oder Schicksal?" gezeigt. Alles, was da beschrieben war, kannte ich aus eigener Erfahrung und für manche Dinge, die mich seit Jahren beschäftigen habe ich dort zum allerersten Mal eine Erklärung gefunden. Ich war irgendwie - überwältigt! Aber auch total schockiert, als Dr. B. mich darüber informiert hat, dass die einzige Behandlungsweise, bei der langfristig positive Ergebnisse zu erreichen sind, operative Magenverkleinerungen sind. Damit hatte ich nicht gerechnet, so etwas wollte ich nie machen lassen und ein OP-Risiko auf mich zu nehmen, nur weil ich gerne schlank wäre...das kam für mich nicht in Frage! Dr. B. meinte, er würde gerne ein paar Tests mit mir machen lassen um zu prüfen wie meine Gene reagieren und bot mir einen zweiten Gesprächstermin nach diesen Tests an. Dieses Angebot habe ich gerne angenommen - jetzt wollte ich schon wissen woran ich bin.

Die Tests waren positiv (naja...für mich ja eher negativ) und beim zweiten Termin habe ich mehr Infos über die verschiedenen bariatrischen Operationen bekommen. Dazu zählt man alle OPs, die der Gewichtsreduktion dienen, wie z.B. das Magenband, Magenballon, Schlauchmagen, Magenbypass. Was mir völlig neu war - die OPs werden laproskopisch (also mit Schlüssellochtechnik) durchgeführt. Das OP-Risiko ist wesentlich geringer als das Risiko früh an einer Folgeerkrankung des Übergewichts zu sterben. Gerade weil bei mir alle Organe ständig angegriffen werden, sollte ich ihnen die zusätzliche Belastung durch das starke Übergewicht ersparen. Dr. B. hat mich darüber informiert, dass er wegen des Adipositasprogramms der Földiklinik gute Kontakte zu einem deutschlandweit führenden bariatrischen Zentrum in Villingen hat und dass verschiedene Personen in der Földiklinik mich während meiner Reha bei der Vorbereitung des Antrags auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse unterstützen könnten. Die Kostenübernahme wäre nämlich ein Kapitel für sich.
Ich glaube ihr könnt es schon erraten... ich habe mir Infomaterial mit aufs Zimmer genommen, mit Markus und meiner Hausärztin telefoniert, das Internet durchstöbert und bin zwei Tage später wieder zu Dr. B. gegangen um ihm meine Entscheidung mitzuteilen - ich möchte eine bariatrische Operation durchführen lassen.Wir haben noch ein wenig derüber gesprochen, welche Eingriffe für mich in Frage kommen - es sind bei einem BMI über 50 eigentlich nur ein Schlauchmagen oder ein Magenbypass sinnvoll. Weiteres sollte ich mit dem Chirurgen besprechen.
Noch während des Reha-Aufenthalts habe ich verschiedene Untersuchungen machen lassen, die für die Antragstellung nötig sind, habe mir ein internistisches (Dr. B.), ein psychologisches (Földis Hauspsychologin) und ein chirurgisches Gutachten (Vorstellungstermin beim Chirurgen in Villingen) erstellen lassen. Nach dem Reha-Aufenthalt ging das noch weiter, da ich einen eigenen, ausführlichen Antrag mit Begründung schreiben musste, einen Gewichtslebenslauf mit Belegen über die letzen 20 Jahre, eine Aufstellung aller bisher unternommenen Versuche Gewicht zu reduzieren, die Erfolge und wie lange diese angehalten haben, und so weiter. Zudem benötigte ich weitere Atteste, z.B. von meinem Frauenarzt und meiner Hausärztin. Das alles zu besorgen, zu schreiben und zu dokumentieren hat sich bis kurz vor Weihnachten gezogen. Beantragt habe ich die Kostenübernahme für eine Schlauchmagenoperation, da dieser Eingriff weniger invasiv ist als ein Magenbypass und man Medikamente in normaler Dosierung einnehmen kann.

An dieser Stelle mache ich Schluss mit dem heutigen Eintrag. Der Anfang ist gemacht und hat auch gar nicht wehgetan. Sinn und Zweck dieses Blogs ist es, den Prozess, der nun vor mir liegt zu dokumentieren und euch daran teilhaben zu lassen. Ich werde hier schreiben wie es mir geht, was mich bewegt und was sich verändert hat. Die beiden folgenden Beiträge hatte ich bereits fertiggestellt und füge sie nur ein. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und bin total gespannt auf euer Feedback.

2 Kommentare:

  1. Hallo Mama,
    ich finde es schön, dass du wieder einen Blog schreibst und ich ihn lesen darf.
    Liebe Grüße,
    dein Daniel

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