Seit einigen Tagen bin ich von früh bis spät am Zittern. Meine Nerven geben keine Ruhe mehr. Seit gestern früh ist es ganz schlimm, und es fällt mir schwer mich langfristig auf etwas zu konzentrieren.
Man könnte vermuten, dass es sich um mehr oder weniger normale OP-Ängste handelt oder dass mir die drei Eiweißshakes pro Tag nicht ausreichen, aber das ist es nicht. Es ist viel, viel schlimmer! Es gibt ein Problem mit der Kostenübernahme der Krankenkasse, und damit wackelt auch der OP-Termin und meine ganze sorgsame Zeitplanung für dieses Jahr.
Als ich am Dienstag abend diesen Blog online gestellt habe, wollte ich noch einmal prüfen ob ich im Text den korrekten Wortlaut der Kostenübernahme angegeben hatte. Also holte ich das Schreiben meiner Krankenkasse das ich schon bei den Unterlagen fürs Krankenhaus geparkt hatte noch einmal raus. Beim Lesen und Prüfen fiel mir etwas auf, was ich bis dahin übersehen hatte. Hier also für euch noch einmal der genaue Aufbau des Schreibens:
"Antrag auf Kostenübernahme einer bariatrischen Operation (Gastric Banding)
Sehr geehrte Frau Neuwirth,
mit Schreiben vom 07.01.2013 bitten Sie um Kostenübernahme für die o.g. Operation. Wir haben die von Ihnen vorgelegten Unterlagen geprüft. Gerne übernehmen wir die Kosten für die Operation. Eventuelle Wahlleistungen (z.B. Zwei-Bett-Zimmer, Chefarztbehandlung, etc.) oder von Ihnen mit dem Klinikum getroffene Sondervereinbarungen gehen ausnahmslos zu Ihren Lasten."
... (der Rest sind Details über Krankenhauszuzahlungen etc.)
Mein Antrag bei der Krankenkasse begann mit dem Satz:
"hiermit stelle ich einen Antrag auf Kostenübernahme für einen operativen Eingriff (Schlauchmagen)."
Im nachfolgenden Text gehe ich noch mehrfach darauf ein, warum eine Schlauchmagen-operation die bestmögliche Variante für mich ist.
Was mir beim Lesen der Kostenübernahme bisher entgangen war, war der Begriff "Gastric Banding". Ich kannte ihn nicht, aber mir war klar dass "Gastric" sich auf den Magen bezieht. Vielleicht war ich von der Tatsache, dass die Krankenkasse die von mir beantragte Operation genehmigt, einfach zu überwältigt.
Vergangenen Dienstag kam mir das "Gastric Banding" plötzlich seltsam vor. Seit Wochen tausche ich mich in Foren sehr intensiv mit anderen Operierten und Bald-Operierten aus, habe Betroffene in der SHG persönlich kennengelernt - und noch nie war mir dieser Begriff begegnet?!? Ich fragte Freund Google. Ihr ahnt es sicher längst - "Gastric Banding" steht für ein Magenband. Da ich das nie beantragt hatte, ging ich von einem Tippfehler oder einem Fehler in der Vorlage der Krankenkasse aus.
Am Mittwoch früh rief ich bei der Krankenkasse an. Die Sachbearbeiterin war nicht erreichbar, ihre Kollegin konnte mir gar nichts sagen, versprach mir aber einen Rückruf. Der kam nicht. Also rief ich am Nachmittag nochmal an. Ich bekam die Info es müsse sich um einen Fehler handeln, sie klären das schnellstmöglich. Ich war beruhigt. Leider zu früh!
Gestern früh rief die Sachbearbeiterin mich wieder an und erklärte mir, dass der MdK ausdrücklich die Kostenübernahme für ein Magenband genehmigt hat und nicht für eine Schlauchmagen-OP. Ich erklärte ihr, dass ein Magenband von allen meinen behandelnden Ärzten ausgeschlossen wurde und für mich nicht in Frage kommt. Ein Magenband ist geeignet für Personen mit einem BMI zwischen 35 und 40 - und selbst bei denen gibt es nach 2-3 Jahren wegen Verwachsungen und anderer Komplikationen haufenweise Umbauoperationen zum Schlauchmagen. Ich habe ihr erklärt, dass ich den Termin in der Klinik nicht absagen möchte, da sehr viel Organisatorisches mit diesem Termin verknüpft ist.
Heute morgen dann nochmal ein Anruf - die Sachbearbeiterin teilte mir mit, dass sie jetzt in den Osterurlaub geht und den Fall an eine Kollegin abgegeben hat. Es wurde eine dringende Anfrage an den MdK gestellt um zu klären, ob die Krankenkasse auch die Kosten für einen Schlauchmagen übernehmen darf. Die Kollegin weiß von meinem OP-Termin und wird sich bis spätestens Dienstag bei mir melden. Bis Dienstag...dann sind es noch zwei Werktage und ein langes Osterwochenende bis zum geplanten OP-Termin. Wenn die Info dann "Nein" heißt, habe ich keine Chance mehr einen Widerspruch rechtzeitig vor dem Plantermin durchzubringen. Da da zeitlich auch jetzt schon aussichtslos ist, hoffe ich das Beste. Ich kann noch nicht ganz glauben, dass der Termin wirklich platzt - es wäre so grundlos, unfair und bescheuert!!!
Obwohl mir die Zeit bis Dienstag wie ein endloser, schwankender Korridor vorkommt, versuche ich momentan die positiven Aspekte der Geschichte zu sehen:
1.) Ich habe das Schreiben der Krankenkasse nochmal angeschaut, bevor ich im Krankenhaus bin. Stellt euch vor, ich hätte das nicht getan und wäre vom Krankenhaus wegen fehlender oder nicht eindeutiger Kostenübernahme wieder heimgeschickt worden!
2.) Ich habe gerade nicht die Möglichkeit, wegen einer bald stattfindenden OP ängstlich zu sein - ich bin voll und ganz damit beschäftigt, wegen einer vielleicht nicht bald stattfindenen OP ängstlich zu sein. Wenn das nicht schräg ist... :-)
Naja, aber positive Gedanken hin oder her - bis Dienstag werde ich auf glühenden Kohlen sitzen und weiterhin Nervenflattern haben. Drückt mir die Daumen, dass die Schlaumeier, die das verbockt haben, sich wieder berappeln und ich ganz schnell eine positive Nachricht bekomme.
Ich halte euch auf dem Laufenden!
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