A: Hotel; B: Eiermuseum; C: Ioans Elternhaus |
Am Samstagmorgen nach dem Frühstück tauchten Daniela, Ioan, Vali und Livio bei uns im Hotel auf um mit uns den Tagesplan zu besprechen. Da wir am Vortag wieder über 7 Stunden im Auto gesessen waren, war der Bewegungsdrang bei uns allen groß. Ja, auch bei mir! Von unserer netten Hotelterasse aus hatten wir einen schönen Blick auf einen kleinen Berg. Daniela hatte uns am ersten Tag erzählt, dass sie irgendwann mit Ioan dort hinaufgewandert war, man einen wunderschönen Blick über zwei Täler hat und sie sich dort in Rumänien verliebt hat. Da wollte ich hin, das musste ich auch sehen! Als ich den Vorschlag in die Runde warf, fingen die Jungs auf Rumänisch zu diskutieren an. Nicole und ich vermuteten, dass sie keine Lust zu laufen haben, aber Daniela erklärte uns, dass sie sich nicht sicher wären, ob wir das schaffen. Da mit "wir" eigentlich nur ich gemeint sein konnte, sagte ich, sagte ich dass ich es gerne versuchen würde und ich ja immer noch auf halber Strecke umdrehen kann, falls es mir zuviel wird. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich meinen Vorschlag an diesem Tag noch bereut habe!
Lilo und Nicole beschlossen, lieber das Kloster unterhalb des Berges zu besuchen, Daniela und Ioan mussten wieder etwas erledigen, hatten uns aber ein Auto auf dem Parkplatz abgestellt. Damit und mit Valis Auto sollten wir am Nachmittag ein Ostereiermuseum (gähn!) besuchen, das Ioans Tante führt und am Abend wieder zu Ioans Familie kommen um die restlichen Gäste aus Deutschland, Trauzeugen, etc. kennenzulernen.
Zur Bergwanderung (jemand anderes als ich würde vermutlich eher "Hügelspaziergang" dazu sagen) brachen auf: Pablo, Carmen, Tanja, Vali, Liviu und ich. Ich dachte an nette Serpentinenwege und machte mir Mut - kann ja alles nur halb so wild sein. Am Anfang ging alles gut, zuerst ging es bergab, dann auf einem asphaltierten Weg bergan. Okay, die anderen waren fitter und wesentlich schneller als ich. Vor allem Pablo legte ein Tempo wie eine schweizer Bergziege vor. Aber das war nicht so schlimm, sie warteten ja immer wieder auf mich und der Tempounterschied war nicht zu groß. Außerdem hatten wir einen 7. Wanderkamerad gefunden - einer der unzähligen Straßenhunde hatte offensichtlich beschlossen uns zu begleiten und bekam eine Menge Aufmerksamkeit. Ziemlich bald mussten wir zu meiner Überraschung den asphaltierten Weg aber verlassen und einem Trampelpfad durch einen Wald folgen. Der Weg wurde steiler und steiler, ich langsamer und langsamer. Zuerst versuchte ich, mir nicht allzuviel anmerken zu lassen, aber die anderen mussten immer länger auf mich warten. Auf halber Höhe konnte ich nicht mehr. Als ich das sagte, bot Liviu mir seine Hand an und meinte er könne mich ein bißchen ziehen. Sogar während ich hier sitze und das aufschreibe, muss ich über meine Reaktion lachen. Ich fand seinen wohlgemeinten Vorschlag nämlich ziemlich beleidigend und bin mit letzter Kraft nochmal abgedampft wie auf Schienen. Tztztz! Mich ziehen! Wer jemals "Herr der Ringe" gesehen oder gelesen hat - ich fühlte mich wie Gimli, der empört sagt: "Ein Zwerg wird nicht geworfen!"
Da wollte ich schon nicht mehr weiter |
Hier erst recht nicht mehr |
Ich habe es tatsächlich geschafft und habe oben jede Menge Beweisfotos gemacht. Der Ausblick war toll, die kleine Kapelle ganz nett. Verliebt in Rumänien habe ich mich in dem Moment aber nicht, ich war viel zu fertig dazu.
Geschafft habe ich es trotzdem! Hier ist der Beweis :-) |
Zurück im Hotel musste ich natürlich erstmal unter die Dusche und ich überlegte mir, wie ich um das Ostereiermuseum herumkommen könnte. Das hörte sich so langweilig an, ein Ostereimuseum gibt es sogar bei uns auf der Alb und ich war müde vom Wandern. Da wir aber alle zusammen direkt vom Museum zu Ioans Eltern fahren sollten, gab es keine andere Möglichkeit als mitzugehen.
Ioans Tante hat uns total nett mit Getränken und Knabbereien empfangen und wider Erwarten fand ich ihre anschließende Führung durch das Museum hochinteressant. Sie hat uns einerseits die bukowinische Tradition des Eierbemalens und die Bedeutung der verwendeten Techniken, Farben und Symbole nähergebracht, andererseits die unterschiedlichsten Eier aus der ganzen Welt präsentiert. Da sie auch Eier verkauft, konnte ich dort sogar individuelle Mitbringsel für Markus und die Kinder erstehen. Wenn ihr euch einen Eindruck verschaffen wollt, schaut euch die Website mal an: http://www.muzeuloului-vama.com/du/indexdu.html
Nach dem Besuch des Ostereimuseums sind wir wie geplant wieder zu Ioans Eltern gefahren. Inzwischen waren auch andere Gäste aus Deutschland in Rumänien angekommen und gemeinsam mit Ioans rumänischen Freunden und seiner Familie gab es eine Art Hochzeits-Vorabendparty. Ioan übertrug die Tradition des Christbaum-Lobens, die ich ihm bei uns beigebracht hatte, auf seine rumänische Heimat und den mit Zweigen dekorierten Schuppen. So bekam ich immer wieder leckeren, rumänischen Schnaps und es war sehr lustig.
Essen im ehemaligen Holzschuppen |
Tag 4: Samstag, 13.07.13; Klosterbesuch, Hochzeit!
Da die Hochzeit erst am Nachmittag bei Ioans Eltern im Garten beginnen sollte, hatten wir den Vormittag frei. Ich beschloss, meinen Muskelkater vom Vortag mit einem Spaziergang zu bekämpfen und besuchte mit Carmen das Kloster in der Nähe unseres Hotels. Anschließend gingen wir noch etwas spazieren und machten uns dann in aller Ruhe schick für die Hochzeit.
Kloster Sucevița |
Hochzeitsoutfit |
Ankunft des Brautpaars |
Das Fest begann für den engeren Freundes- und Familienkreis bei Ioans Eltern im Garten. Braut und Bräutigam baten traditionsgemäß ihre Eltern mit einem Gedicht um Vergebung dafür, dass sie das Haus nun verlassen um eine eigene Familie zu gründen. In dem Gedicht wurde auch die Geschichte der beiden etwas zusammengefasst. Da das Gedicht auf rumänisch vorgetragen wurde, bekamen alle deutschen Gäste eine Übersetzung ausgehändigt. Es war wirklich sehr bewegend und sowohl bei den Mamas als auch beim Brautpaar selbst flossen einige Tränchen.
Vergebungsgedicht |
Der orthodoxe Traugottesdienst war für mich ein exotisches Erlebnis. Ich kann mit dem ganzen Kirchenkram ja nicht allzuviel anfangen, aber es war sehr feierlich und da auch der Priester aus der orthodoxen Gemeinde in Tübingen angereist war, fand der (fast komplett gesungene!) Gottesdienst teilweise auf deutsch und teilweise auf rumänisch statt.
Nach der Kirche bildeten wir eine große Autokolonne und fuhren in unser Hotel. Dort war alles wunderschön geschmückt, es gab wieder Livemusik, leckeres Essen und absolut tanzwütige Rumänen, die die Tanzfläche vom Brautwalzer bis zum nächsten Morgen um 6:00 Uhr am Beben hielten. Das Essen war zwar lecker, interessierte mich aber logischerweise nicht so sehr. Einige Gänge habe ich auch komplett verpasst, da Ioans Freunde es sich nicht nehmen liessen uns alleinreisende deutsche Frauen nahezu ununterbrochen auf der Tanzfläche zu halten. Zeitweise habe ich mich wirklich draußen auf der Raucherterasse versteckt um zu Atem zu kommen. Ich hatte wirklich irrsinnig viel Spaß bei der Feier und habe trotz Schlafmangel durchgehalten bis zum Schluß!
Tisch des Brautpaars |
Im Hotel |
Tag 6: Montag, 15.07.13; Schlafen und Verabschiedung
Da ich erst am frühen Morgen zu Bett gegangen war und bei der Hochzeit auch meinen Freund vom Vortag (Romanian Schnaps) wiedergefunden hatte, war mein Sonntag entsprechend kurz und verschlafen.
Am Abend waren wir ein letztes Mal bei Ioans Eltern und haben uns dort von seiner Familie und den netten Leuten verabschiedet, die wir dort kennengelernt hatten. Das fiel mir erstaunlich schwer, da sich sowohl zu Ioans Familie als auch zu den Freunden, die wir etwas besser kennengelernt hatten, schnell ein herzliches Verhältnis entwickelt hatte. Sie haben uns alle so offn und freundlich aufgenommen und ich habe bei der Verabschiedung jede Menge Einladungen ausgesprochen. Ich hoffe wirklich, dass ich wenigstens einige dieser Menschen wiedersehen werde und würde mich sehr freuen, ihnen hier bei uns wenigstens einen Teil dieser unglaublichen Gastfreundschaft vergelten zu können.
Tag 7: Dienstag, 16.07.13
Nach dem Frühstück packte ich meinen Koffer und wir warteten gemeinsam auf Ioan. Ioan fuhr uns alle zurück nach Târgu Mureș, wo wir eine letzte Nacht in einem flughafennahen Hotel verbringen wollten. Es war wieder eine lange Fahrt, aber wir machten immer wieder Pausen und ich konnte noch ein wenig die wunderschöne, weite rumänische Landschaft fotografieren.
Im Hotel in Târgu Mureș angekommen aßen wir gemeinsam zu Abend und gingen dann schnell schlafen.
Tag 8: Mittwoch, 17.07.13
Die Nacht war ruhig, das Frühstücksbuffet im Hotel sehr lecker. Nach dem Frühstück entspannten Nicole, Carmen und ich im hoteleigenen Spabereich. Ich schwamm einige Bahnen und wir sonnten uns auf der Sonnenterasse bis uns um 12:00 Uhr die Taxen zum Flughafen abholten.
Schwimmen! |
Dachterasse mit Liegen |
Der Rückflug war an sich unspektakulär, ich bin jedoch bis heute noch dabei meine Eindrücke und manche Geschichten aus Rumänien zu verarbeiten. Für mich war es tatsächlich ein Abenteuer, allerdings eines mit vielen positiven Überraschungen, einer wunderschönen Hochzeit und vielen interessanten Gesprächen mit Einheimischen, über die ich vermutlich noch lange nachdenken werde.
Wünsche Euch allen einen guten Start in die neue Woche!
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