Montag, 12. August 2013

Ferien, Feiern und Figur

Wir sind vor zweieinhalb Wochen sehr gut in die Ferien gestartet, haben ein paar Ausflüge gemacht, waren schon zweimal Wasserskifahren in Pfullendorf und haben das traumhafte Sommerwetter genossen. Genauer gesagt, das fast-immer-traumhafte-Sommerwetter. Der Hagel in Reutlingen und Tübingen hat auch uns erwischt. Es gingen ein paar Rolläden und Fensterscheiben zu Bruch, mein Auto hat einen Hagelschaden, der so aussieht, als hätte ich mir ein paar ganz fiese Feinde gemacht und unsere Terassenmöbel haben seither Wasserablauflöcher. Aber da niemandem etwas passiert ist und nichts Unersetzliches beschädigt wurde, sind wir ganz zufrieden. Unsere Nachbarn müssen leider mit meist wesentlich heftigeren Schäden wie kaputten Dächern, Fassaden und Wintergärten klar kommen.


Hagelreste im Garten

Terassentisch

Nathalies Zimmer

Küche

Letzte Woche war ich mit den Kindern zu Besuch bei einer Freundin in der Nähe von Dresden. Abgesehen von einer Kiefervereiterung, die mich für drei Tage lahmgelegt hat, war es eine wunderschöne Woche. Wir haben viel geredet, das tolle Wetter in ihrem traumhaften Garten genossen, eine Dampferfahrt auf der Elbe zum Schloß Pillnitz gemacht und den größten Irrgarten Deutschlands besucht. Der Abschied am Freitag früh war auch diesmal schwer, und bei allen sind ein paar Tränchen geflossen. Aber wir haben bereits angedroht, dass wir wieder kommen und haben vor diese Drohung baldmöglichst wahr zu machen.

Faulenzerleben in Annes Garten



Elbfahrt nach Pillnitz



Das vergangene Wochenende war dann eine einzige Mädelsparty. Am Freitagabend haben wir den Geburtstag einer Freundin in Stuttgart gefeiert. Wir waren eine reine Damenrunde und es gab wie immer viel zu erzählen und zu lachen. Am Samstag Nachmittag bin ich dann schon wieder nach Stuttgart gefahren - diesmal zu Elizas Junggesellinnenabschied. Da man über solche Partys bekanntlich nicht zu viel erzählen sollte, kann ich nur sagen: "Es war legendär und unvergesslich!" Ich freue mich wahnsinnig auf die Hochzeit in Griechenland.

Gestern mittag war eine Kommilitonin bei uns, wir haben gegrillt und danach fleißig gelernt. In dieser Woche werde ich mich auch ausschliesslich aufs Lernen konzentrieren müssen. Die Kiefervereiterung hat mich etwas in meinem Lernplan zurückgeworfen und da ich am kommenden Samstag meine ersten beiden Klausuren an der Fachhochschule schreiben werde, muss ich das noch aufholen. Also drückt mir bitte am Samstag alle ganz fest die Daumen, damit ich das gut hinbekomme!!!

Was gibt es zum Thema Figur zu berichten? Ich habe mir in Dresden zum ersten Mal seit Jahren Kleider gekauft. Ein Strandkleid und zwei Kleider, die ich als potentielle Hochzeitsoutfits betrachte. Ob ich sie wirklich zur Hochzeit anziehen werde, kommt darauf an, wie sich das mit dem Gewicht weiterentwickelt. Heute früh hat mir die Waage jedenfalls exakt 31 kg weniger als am Tag der OP angezeigt. Es geht stetig voran. Eines der Themen, mit denem ich mich momentan studienbedingt beschäftige ist die Visualisierung wichtiger Textinhalte. Hier deshalb der Gewichtsverlauf der vergangenen Monate als Diagramm:



Beeindruckend, oder? Beschwerden habe ich übrigens nach wie vor kaum. Nur der ständige Haarausfall nervt mich zunehmend und eine der OP-Narben zwickt auch ab und zu. Ich muss diese Woche ohnehin noch zu meiner Hausärztin, um mir meine Vitamin-B12-Injektion abzuholen, da werde ich sie nochmal auf die Narbe schauen lassen.

Geniesst den Sommer alle - ich melde mich bald wieder!


Sonntag, 21. Juli 2013

Versprochen ist versprochen... Rumänien Teil 2

Tag 4: Samstag, 13.07.13; Bergwandern, Ostereiermuseum und Vorabendparty

A: Hotel; B: Eiermuseum; C: Ioans Elternhaus

Am Samstagmorgen nach dem Frühstück tauchten Daniela, Ioan, Vali und Livio bei uns im Hotel auf um mit uns den Tagesplan zu besprechen. Da wir am Vortag wieder über 7 Stunden im Auto gesessen waren, war der Bewegungsdrang bei uns allen groß. Ja, auch bei mir! Von unserer netten Hotelterasse aus hatten wir einen schönen Blick auf einen kleinen Berg. Daniela hatte uns am ersten Tag erzählt, dass sie irgendwann mit Ioan dort hinaufgewandert war, man einen wunderschönen Blick über zwei Täler hat und sie sich dort in Rumänien verliebt hat. Da wollte ich hin, das musste ich auch sehen! Als ich den Vorschlag in die Runde warf, fingen die Jungs auf Rumänisch zu diskutieren an. Nicole und ich vermuteten, dass sie keine Lust zu laufen haben, aber Daniela erklärte uns, dass sie sich nicht sicher wären, ob wir das schaffen. Da mit "wir" eigentlich nur ich gemeint sein konnte, sagte ich, sagte ich dass ich es gerne versuchen würde und ich ja immer noch auf halber Strecke umdrehen kann, falls es mir zuviel wird. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich meinen Vorschlag an diesem Tag noch bereut habe!



Lilo und Nicole beschlossen, lieber das Kloster unterhalb des Berges zu besuchen, Daniela und Ioan mussten wieder etwas erledigen, hatten uns aber ein Auto auf dem Parkplatz abgestellt. Damit und mit Valis Auto sollten wir am Nachmittag ein Ostereiermuseum (gähn!) besuchen, das Ioans Tante führt und am Abend wieder zu Ioans Familie kommen um die restlichen Gäste aus Deutschland, Trauzeugen, etc. kennenzulernen.

Zur Bergwanderung (jemand anderes als ich würde vermutlich eher "Hügelspaziergang" dazu sagen) brachen auf: Pablo, Carmen, Tanja, Vali, Liviu und ich. Ich dachte an nette Serpentinenwege und machte mir Mut - kann ja alles nur halb so wild sein. Am Anfang ging alles gut, zuerst ging es bergab, dann auf einem asphaltierten Weg bergan. Okay, die anderen waren fitter und wesentlich schneller als ich. Vor allem Pablo legte ein Tempo wie eine schweizer Bergziege vor. Aber das war nicht so schlimm, sie warteten ja immer wieder auf mich und der Tempounterschied war nicht zu groß. Außerdem hatten wir einen 7. Wanderkamerad gefunden - einer der unzähligen Straßenhunde hatte offensichtlich beschlossen uns zu begleiten und bekam eine Menge Aufmerksamkeit. Ziemlich bald mussten wir zu meiner Überraschung den asphaltierten Weg aber verlassen und einem Trampelpfad durch einen Wald folgen. Der Weg wurde steiler und steiler, ich langsamer und langsamer. Zuerst versuchte ich, mir nicht allzuviel anmerken zu lassen, aber die anderen mussten immer länger auf mich warten. Auf halber Höhe konnte ich nicht mehr. Als ich das sagte, bot Liviu mir seine Hand an und meinte er könne mich ein bißchen ziehen. Sogar während ich hier sitze und das aufschreibe, muss ich über meine Reaktion lachen. Ich fand seinen wohlgemeinten Vorschlag nämlich ziemlich beleidigend und bin mit letzter Kraft nochmal abgedampft wie auf Schienen. Tztztz! Mich ziehen! Wer jemals "Herr der Ringe" gesehen oder gelesen hat - ich fühlte mich wie Gimli, der empört sagt: "Ein Zwerg wird nicht geworfen!"

Da wollte ich schon nicht mehr weiter
Naja, es hat aber nicht lange angehalten, denn ich war wirklich am Ende. Vali hat mir einen Wanderstab gebracht, Carmen mir gut zugeredet, nur sitzen oder zurückgehen lassen hat mich niemand. Pablo war mit Tanja und Liviu längst oben angekommen, da haben die beiden mich immer noch Meter für Meter motiviert und dabei eine unendliche Geduld an den Tag gelegt.

Hier erst recht nicht mehr

Ich habe es tatsächlich geschafft und habe oben jede Menge Beweisfotos gemacht. Der Ausblick war toll, die kleine Kapelle ganz nett. Verliebt in Rumänien habe ich mich in dem Moment aber nicht, ich war viel zu fertig dazu.

Geschafft habe ich es trotzdem! Hier ist der Beweis :-)

Okay, nach dem Aufstieg und einer Pause kam noch der Abstieg. Als ich unten war, hatte ich wieder butterweiche Knie, aber alle waren ganz stolz auf mich. Ich übrigens auch! :-D

Zurück im Hotel musste ich natürlich erstmal unter die Dusche und ich überlegte mir, wie ich um das Ostereiermuseum herumkommen könnte. Das hörte sich so langweilig an, ein Ostereimuseum gibt es sogar bei uns auf der Alb und ich war müde vom Wandern. Da wir aber alle zusammen direkt vom Museum zu Ioans Eltern fahren sollten, gab es keine andere Möglichkeit als mitzugehen.

Ioans Tante hat uns total nett mit Getränken und Knabbereien empfangen und wider Erwarten fand ich ihre anschließende Führung durch das Museum hochinteressant. Sie hat uns einerseits die bukowinische Tradition des Eierbemalens und die Bedeutung der verwendeten Techniken, Farben und Symbole nähergebracht, andererseits die unterschiedlichsten Eier aus der ganzen Welt präsentiert. Da sie auch Eier verkauft, konnte ich dort sogar individuelle Mitbringsel für Markus und die Kinder erstehen. Wenn ihr euch einen Eindruck verschaffen wollt, schaut euch die Website mal an: http://www.muzeuloului-vama.com/du/indexdu.html

Nach dem Besuch des Ostereimuseums sind wir wie geplant wieder zu Ioans Eltern gefahren. Inzwischen waren auch andere Gäste aus Deutschland in Rumänien angekommen und gemeinsam mit Ioans rumänischen Freunden und seiner Familie gab es eine Art Hochzeits-Vorabendparty. Ioan übertrug die Tradition des Christbaum-Lobens, die ich ihm bei uns beigebracht hatte, auf seine rumänische Heimat und den mit Zweigen dekorierten Schuppen. So bekam ich immer wieder leckeren, rumänischen Schnaps und es war sehr lustig.

Essen im ehemaligen Holzschuppen
Am Ende des Abends mussten wir Tanja wegen akuter Autoüberfüllung in den Kofferraum laden und so mit nach Hause nehmen, aber das ist bei Nacht in Rumänien wohl kein großes Problem. Da in dieser Nacht in unserem Hotel eine andere Hochzeit gefeiert wurde, gab es für mich schon einmal interessante Eindrücke aber nur sehr wenig Schlaf.


Tag 4: Samstag, 13.07.13; Klosterbesuch, Hochzeit!

Da die Hochzeit erst am Nachmittag bei Ioans Eltern im Garten beginnen sollte, hatten wir den Vormittag frei. Ich beschloss, meinen Muskelkater vom Vortag mit einem Spaziergang zu bekämpfen und besuchte mit Carmen das Kloster in der Nähe unseres Hotels. Anschließend gingen wir noch etwas spazieren und machten uns dann in aller Ruhe schick für die Hochzeit.

Kloster Sucevița



Hochzeitsoutfit

Ankunft des Brautpaars

Das Fest begann für den engeren Freundes- und Familienkreis bei Ioans Eltern im Garten. Braut und Bräutigam baten traditionsgemäß ihre Eltern mit einem Gedicht um Vergebung dafür, dass sie das Haus nun verlassen um eine eigene Familie zu gründen. In dem Gedicht wurde auch die Geschichte der beiden etwas zusammengefasst. Da das Gedicht auf rumänisch vorgetragen wurde, bekamen alle deutschen Gäste eine Übersetzung ausgehändigt. Es war wirklich sehr bewegend und sowohl bei den Mamas als auch beim Brautpaar selbst flossen einige Tränchen.

Vergebungsgedicht
Nach dem Gedicht sorgte eine rumänische Folkloresängerin für Gänsehaut, das Brautpaar musste mit Familie und Freunden um die Kuchen auf dem Tisch herumtanzen und Salz und Zucker (für die guten und schlechten Zeiten einer Ehe) aus kleinen Tellern lecken. Während des anschließenden Essens gab es Livemusik im Hof und dann nahmen die anwesenden Junggesellen die Braut in ihre Mitte, die unverheirateten Frauen den Bräutigam und die ganze Gesellschaft wanderte unter großem Gejohle zur wenige hundert Meter entfernten Kirche.

Der orthodoxe Traugottesdienst war für mich ein exotisches Erlebnis. Ich kann mit dem ganzen Kirchenkram ja nicht allzuviel anfangen, aber es war sehr feierlich und da auch der Priester aus der orthodoxen Gemeinde in Tübingen angereist war, fand der (fast komplett gesungene!) Gottesdienst teilweise auf deutsch und teilweise auf rumänisch statt.

Nach der Kirche bildeten wir eine große Autokolonne und fuhren in unser Hotel. Dort war alles wunderschön geschmückt, es gab wieder Livemusik, leckeres Essen und absolut tanzwütige Rumänen, die die Tanzfläche vom Brautwalzer bis zum nächsten Morgen um 6:00 Uhr am Beben hielten. Das Essen war zwar lecker, interessierte mich aber logischerweise nicht so sehr. Einige Gänge habe ich auch komplett verpasst, da Ioans Freunde es sich nicht nehmen liessen uns alleinreisende deutsche Frauen nahezu ununterbrochen auf der Tanzfläche zu halten. Zeitweise habe ich mich wirklich draußen auf der Raucherterasse versteckt um zu Atem zu kommen. Ich hatte wirklich irrsinnig viel Spaß bei der Feier und habe trotz Schlafmangel durchgehalten bis zum Schluß!

Tisch des Brautpaars

Im Hotel

Tag 6: Montag, 15.07.13; Schlafen und Verabschiedung

Da ich erst am frühen Morgen zu Bett gegangen war und bei der Hochzeit auch meinen Freund vom Vortag (Romanian Schnaps) wiedergefunden hatte, war mein Sonntag entsprechend kurz und verschlafen.

Am Abend waren wir ein letztes Mal bei Ioans Eltern und haben uns dort von seiner Familie und den netten Leuten verabschiedet, die wir dort kennengelernt hatten. Das fiel mir erstaunlich schwer, da sich sowohl zu Ioans Familie als auch zu den Freunden, die wir etwas besser kennengelernt hatten, schnell ein herzliches Verhältnis entwickelt hatte. Sie haben uns alle so offn und freundlich aufgenommen und ich habe bei der Verabschiedung jede Menge Einladungen ausgesprochen. Ich hoffe wirklich, dass ich wenigstens einige dieser Menschen wiedersehen werde und würde mich sehr freuen, ihnen hier bei uns wenigstens einen Teil dieser unglaublichen Gastfreundschaft vergelten zu können.

Tag 7: Dienstag, 16.07.13

Nach dem Frühstück packte ich meinen Koffer und wir warteten gemeinsam auf Ioan. Ioan fuhr uns alle zurück nach Târgu Mureș, wo wir eine letzte Nacht in einem flughafennahen Hotel verbringen wollten. Es war wieder eine lange Fahrt, aber wir machten immer wieder Pausen und ich konnte noch ein wenig die wunderschöne, weite rumänische Landschaft fotografieren.




Im Hotel in Târgu Mureș angekommen aßen wir gemeinsam zu Abend und gingen dann schnell schlafen.

Tag 8: Mittwoch, 17.07.13

Die Nacht war ruhig, das Frühstücksbuffet im Hotel sehr lecker. Nach dem Frühstück entspannten Nicole, Carmen und ich im hoteleigenen Spabereich. Ich schwamm einige Bahnen und wir sonnten uns auf der Sonnenterasse bis uns um 12:00 Uhr die Taxen zum Flughafen abholten.



Schwimmen!

Dachterasse mit Liegen

Der Rückflug war an sich unspektakulär, ich bin jedoch bis heute noch dabei meine Eindrücke und manche Geschichten aus Rumänien zu verarbeiten. Für mich war es tatsächlich ein Abenteuer, allerdings eines mit vielen positiven Überraschungen, einer wunderschönen Hochzeit und vielen interessanten Gesprächen mit Einheimischen, über die ich vermutlich noch lange nachdenken werde.

Wünsche Euch allen einen guten Start in die neue Woche!




Donnerstag, 18. Juli 2013

Rumänien

Wie ihr sicher bemerkt habt, hat es mit den aktuellen Berichten aus Rumänien nicht geklappt. Ich war einfach viel zu beschäftigt. Eine kurze Zusammenfassung und einige Bilder möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten, vor allem weil das Land und die Leute mich in so vieler Hinsicht positiv überrascht und sehr bewegt haben. Dana, vielen Dank für deinen Hinweis wegen der Lage von Tirgu Mureș. Nicht Tirgu Mureș liegt an der Ukrainisch-Moldawischen Grenze, sondern Sucevița, der Ort in dem unser Hotel stand. Damit so etwas nicht noch einmal passiert, habe ich unsere Bewegungen jetzt auf einer Rumänienkarte eingezeichnet.

Tag 1: Mittwoch, 10.07.13; Anreise vom Flughafen ins Hotel:



Tag 2, Donnerstag, 11.07.13; Rădăuți und Moldovița



Nach der langen Nachtfahrt schliefen wir lange und frühstückten dann in Ruhe auf der schönen Sonnenterasse des Hotels. Ich habe meinen Koffer ausgepackt und später haben wir uns gemeinsam auf die Suche nach einem Kloster gemacht, dass in direkter Umgebung des Hotels sein sollte. Wir kamen bis zu einem Friedhof, den wir uns genauer anschauen wollten. Auffällig war, dass alle Gräber mit Plastikblumen und Plastikkränzen geschmückt waren und auf vielen Gräbern Bilder der Verstorbenen angebracht waren - allerdings immer nur Bilder aus ganz jungen Jahren und nicht aus der Zeit kurz bevor die Person verstorben ist.

Vom Friedhof ging es weiter in Richtung Kloster. Dort kamen uns schon Daniela und Ioan entgegen, die uns im Hotel gesucht hatten. Gemeinsam fuhren wir in die nächstgrößere Stadt, nach Rădăuți. Dort wechselten wir Euros in Rumänische Leu, kauften auf einem Markt leckeres Obst ein und schauten uns eine orthodoxe Kirche an. In einer Konditorei gab es eine schier unendliche Auswahl an kleinen Gebäckstücken im schlauchmagentauglichen Miniformat. Man konnte sich zusammenstellen, was man mag und bezahlte nach Gramm. Kommt dieses Gebäck noch jemandem außer mir bekannt vor??? Ich fühlte mich jedenfalls fast wie Zuhause in Reutlingen bei Muftis Mama.

Friedhof Sucevița
Markt Rădăuți
Kirche Rădăuți
Größenorientierung: Untertasse mit Teelöffel

Von Rădăuți aus ging es kurz zurück ins Hotel, wo wir uns für den Antrittsbesuch bei Ioans Eltern frisch machten. Dann fuhren wir gemeinsam nach Moldovița, dem Heimatort von Ioan. Seine Familie hat in den letzten Wochen extra für die Hochzeit einen Schuppen im Garten gebaut, damit wir dort alle gemeinsam essen und trinken können. Dort fand ein Willkommensgrillen für die deutsche Familie statt, bei dem wir nicht Ioans Eltern und Geschwister, sondern auch einige seiner engsten Freunde kennenlernten. Der Empfang, den es dort für uns gab, war unglaublich. Mit einigen Leuten konnten wir uns besser (meist auf Englisch), mit anderen kaum oder nur mit Übersetzungen durch Daniela, Ioan oder einen seiner Freunde verständigen, aber Ioans Familie hat eine Herzlichkeit ausgestrahlt, die keiner großen Worte bedurfte. Die Eltern hatten gigantisch viel Essen für uns vorbereitet und nach kurzer Zeit fühlte ich mich gar nicht mehr fehl am Platz als "Nur-Freundin" zwischen so vielen Familienangehörigen.

Da wir alle noch etwas platt von der Anreise in der vorherigen Nacht waren, blieben wir nicht sehr lange. Daniela und Ioan waren für den kommenden Tag schon verplant, hatten uns an diesem Abend aber Ioans Schwager und zwei Freunde vorgestellt, die am kommenden Tag mit uns in die ehemalige Hauptstadt Rumäniens, Iași, fahren sollten. Da wieder eine lange Fahrt auf uns zukommen würde, wollten wir gerne früh los und baten im Hotel darum, am kommenden Morgen bereits um 7:15 Uhr frühstücken zu dürfen. Normalerweise gibt es Frühstück erst ab 8:00 Uhr, aber die Chefin war wieder sehr entgegenkommend und meinte sie können das einrichten.


Tag 3, Freitag, 12.07.13; Iași

Iași, 200 km von Sucevița


Die Kellner waren wohl noch sehr müde, als unsere Fünfergruppe morgens kurz nach 7:00 Uhr unten zum Frühstück parat stand. Der Kaffee schmeckte scheußlich und die beiden früh aufgescheuchten Kellner hatten wesentlich mehr Probleme unser Englisch zu verstehen als noch am Vortag. Vor allem Carmen musste heftig um etwas "toasted bread" kämpfen, obwohl es das in der Karte gab. Das allerbeste Frühstück bekam aber Nicole, die "Frühstück 2" bestellt hatte. Laut der englischen Übersetzung in der Karte sollte das Brot oder Toastbrot mit 2 gekochten oder gebratenen Eiern sowie Butter und Marmelade sein. Was sie bekam, waren zwei Saitenwürstchen mit einem Riesenhaufen Senf. Da wir bald abgeholt werden sollten, aß sie es trotzdem - zumindest die Würstchen mit einem zwanzigstel des Senfs. Wir hatten beim Frühstücken dann schon so viel gelacht, dass dieser Tag einfach gut werden musste!

Um kurz vor 8:00 Uhr kamen unsere beiden Autos. Eines wurde von Vali, Ioans bestem Freund gefahren. Vali spricht gut Englisch und war mir am Vorabend schon wegen seiner netten Art aufgefallen. Das zweite Auto wurde von Florin, Ioans Schwager, gefahren. Da Florin weder Englisch noch Deutsch spricht, wurde er von Liviu, ebenfalls ein Freund und Nachbar von Ioan, begleitet. Lilo, Pablo und Carmen fuhren mit Vali, was ich anfangs etwas schade fand, da ich mich unterwegs gerne mit ihm unterhalten hätte. Nicole und ich fuhren mit Florin und Liviu.

Die Fahrt wurde mehr als unterhaltsam! Um das vorauszuschicken: Florin ist ein guter Autofahrer. Allerdings sind sowohl die rumänischen Straßen als auch die rumänische Art des Autofahrens für uns doch etwas gewöhnungsbedürftig. Die Straßen holpern öfters ganz ordentlich und es gibt ständig irgendetwas zu überholen. Mal sind es die allgegenwärtigen Pferdekarren, mit denen noch ein großer Teil der Strecken und der Arbeit bewältigt wird, mal sind es andere Autos, Lastwagen oder Kühe und Pferde, die am Straßenrand grasen. Auch an Kreuzungen scheint es manchmal kein eindeutiges System zu geben. Im Zweifelsfall kurbelt man das Fenster herunter und ruft dem anderen Fahrer irgendetwas zu, dann wird man sich schon einig. Jedenfalls hatten Nicole und ich öfters mal Schnappatmung und die beiden Jungs vorne fanden das wohl lustig, versuchten aber uns zu beruhigen. Florin erinnerte uns immer wieder daran, dass wir in "Romania, not Germany" waren. Da wir eben in Rumänien und nicht in Deutschland unterwegs waren, dauerte die Fahrt ins 200 km entfernte Iași auch knapp 4 Stunden. Liviu erwies sich nicht nur als ein Sprachtalent, sondern auch als ein ausgezeichneter Stadt- und Landführer, und bald waren wir in ein Gespräch über Geschichte, Wirtschaft und Lebensumstände Rumäniens vertieft.



Den ersten Stopp in Iași machten wir am botanischen Garten. Wir füllten unser Kaffeedefizit vom Morgen an einer kleinen Snackbar auf und lustwandelten anschließend durch Gewächshäuser und Garten.

Botanischer Garten in Iași
Unsere Reisetruppe :-) von links: Nicole, Lilo, Pablo, Carmen, Vali, Liviu, Florin


Danach fuhren wir zu einem Restaurant mit einer wunderschönen Außenterasse und aßen dort. Während wir aßen, fuhr Vali zum Flughafen in Iași um dort Danielas Schwester Tanja abzuholen. Tanja ist derzeit im Prüfungsstreß und konnte deshalb nur von Freitag bis Montag nach Rumänien kommen. Nach dem Essen führten die Jungs uns in einen Stollen, 12 Meter unter dem Restaurant. Der Stollen war direkt aus dem Stein gehauen, dient als Wein und Schnapslager und ist insgesamt 10 km lang.

Innenhof des Restaurants


Als Vali und Tanja angekommen waren, fuhren wir ins Zentrum von Iași und bummelten dort etwas herum. Wir schauten zwei Kirchen (eine orthodox und eine katholisch) an, gingen zum wunderschönen Kulturpalast, über den es interessante Geschichten zu erzählen gab, aßen auf dem Rückweg noch ein Eis und machten uns gegen 18:30 Uhr wieder auf den Heimweg.

Kulturpalast Iași

Da ich offensichtlich nicht in der Lage bin, eine wirklich kurze Zusammenfassung der Woche zu liefern, müsst ihr auf Bilder und Infos zum zweiten Teil der Woche noch etwas warten. Spätestens bis Sonntag liefere ich den nach. Versprochen!

:-*   :-*   :-*








Donnerstag, 11. Juli 2013

Lange Reise

Kurz nachdem ich meinen Flughafenpost gestern veröffentlicht hatte, kamen meine Mitreisenden am Flughafen an: Danielas Mama Nicole und Onkel Pablo, Tante Lilo und deren Tochter Carmen aus der Schweiz. Nicole kenne ich schon länger, ich war sogar mal ein Wochenenende mit den Kindern bei ihr im Schwarzwald. Lilo, Pablo und Carmen kenne ich erst seit unserem gemeinsamen Schweiz-Urlaub zum Jahreswechsel.
Die Wiedersehensfreude war groß und wir haben bald unser Gepäck aufgegeben und eingecheckt. So weit lief alles super und ging auch ganz fix. Leider mussten wir zum Terminal eine Treppe hoch, und da stand alles. Alle Leute mussten diese Treppe hoch. Die Passkontrolle für einen Flug nach Polen war so unglücklich platziert, dass die Leute, die dort anstanden, den ganzen Aufgang blockiert haben, und alle Passagiere der anderen Flüge kaum an ihre Terminals konnten. Irgendwann haben wir uns einfach durchgedrängelt, da lief bei unserem Flug schon das Boarding. Als wir im Flieger endlich Plätze gefunden hatten, war ich verschwitzt und genervt. Doch dann gab es ein erstes Highlight: Ich konnte mich relativ problemlos anschnallen. Der Gurt war nicht zu kurz für mich! Der Flug dauerte gut 1 1/2 Stunden und verlief problemlos. Ich habe mich ausgezeichnet mit Nicole unterhalten und so verging die Zeit sehr schnell.
Die Landung in Rumänien war etwas holprig und die Abfertigungshalle war erstmal ein kleiner Schock. Klein, miefig, alt. Dagegen war sogar Memmingen riesig und luxuriös. Da Rumänien uns um eine Stunde voraus ist, war es bei unserer Ankunft ca. 18:30 Uhr. Als wir an der Passkontrolle standen, bekam Nicole einen Anruf von Daniela: Ioan war auf dem Weg nach Tirgu Mures um uns abzuholen, stand aber im Stau und würde sich verspäten. Wir sollen am Flughafen warten und solange einen Kaffee trinken. Kaum waren wir an der Gepäckkontrolle vorbei, konnten wir unsere Koffer schon vom Laufband holen. So fix hatte ich das noch nie erlebt.
Im Flughafen gab es kein Cafe und keinen Imbiss. Da dort auch irgendetwas gebaut wurde und es ziemlich eklig roch, sind wir vor das Gebäude gegangen. Dort, zwischen verschiedenen Parkplätzen, gab es einen Kiosk mit überdachten Sitzplätzen. Leider hatte keiner von uns rumänische Leu. Der nette Kioskbesitzer machte aber eine Ausnahme und verkaufte uns Kaffee für Euros. Danach sperrte er den Kiosk ab und verschwand. Das war etwas schade, denn der Kaffee war wohl sehr gut (ich hatte keinen bestellt), und mehrere Telefonate mit Ioan ergaben, dass wir noch ein Weilchen warten müssen. Aber Nicole packte leckere Cantuccini aus und wir unterhielten uns nett. Natürlich spekulierten wir auch, mit was für einem Auto Ioan wohl kommen würde. Immerhin mussten 6 Erwachsene, 5 Koffer und 5 Handgepäckstücke plus diverser Kleinkram wie Hüte und Handtaschen reinpassen.
Ioan kam um kurz nach 8 in einem VW Sharan. Als ich das Auto sah dachte ich es würde schwierig werden, das Gepäck zu verstauen, da einer der hinteren Sitze ja ausgeklappt sein muss. Da hatte ich allerdings noch nicht gesehen, dass neben dem hinteren Sitz auch noch ein Ersatzreifen lag. Doch Ioan bekam uns und unser ganzes Gepäck tatsächlich in das Auto gepuzzelt.
Ioan hatte wegen diverser Baustellen und Staus statt der üblichen vier Stunden von Sucevita nach Tirgu Mures über 6 Stunden benötigt. Er rechnete für die Rückfahrt am Abend mit weniger Verkehr, und guten vier Stunden Fahrtdauer. Da wir unterwegs noch essen gehen wollten, wären wir nicht vor 1:00 Uhr im Hotel angekommen. Dieser Gedanke machte mich etwas nervös. Vier Stunden am Abend im vollbepackten Auto, das konnte ja heiter werden. Das wurde es tatsächlich, aber ganz anders als erwartet.
Statt groß essen zu gehen, haben wir uns um Zeit zu sparen in einer Tankstelle sehr leckere, warme Sandwiches und Getränke geholt. Es gab unterwegs diverse Komplikationen, wie zum Beispiel eine 40 km (!!!) lange Baustelle mit einer aufgerissenen Straßenhälfte, kleinere Zwischenstopps wegen eingeschlafener Beine, Streckenabschnitten mit so schlechten Straßenverhältnissen, dass man kaum mehr als Schritttempo fahren konnten und zwei Umwegen, weil wir uns verfahren hatten. Dennoch, bzw. gerade deshalb war es die unterhaltsamste und lustigste Autofahrt seit Jahren. Die ganze Situation war so abstrus, Lilo, Carmen, Nicole und ich völlig übermüdet, wir haben uns dauernd nur kaputtgelacht.
An jedem Straßenschild mit einer Entfernungsangabe sind uns allen vor Lachen die Tränen gelaufen, da die Zahlen auch nach stundenlanger Fahrt kaum weniger zu werden schienen. Als Ioan nach 40 km Baustelle sagte: "Jetzt kommt der schlechte Teil" sind wir alle vier fast geplatzt vor Lachen. Nur Pablo ist immer ruhig vorne gesessen und hat sich ab und zu in seinem herrlichen Schwitzerdütsch gewundert, was wir Damen wohl heute zu uns genommen haben.
Im Hotel angekommen sind wir kurz vor 4:00 Uhr nachts. Unser aller Held war Ioan, der uns trotz aller Widrigkeiten sicher und wohlbehalten dort abgeliefert hat.
Wir bezogen unsere Zimmer, ich fiel halbtot ins Bett und habe bis um 11:00 Uhr geschlafen.
Danach habe ich meinen Koffer ausgepackt und mit den anderen auf der Frühstücksterasse Kaffee getrunken. Das Hotel ist wirklich hübsch, das Personal sehr nett und landschaftlich sieht es hier aus wie im Schwarzwald.


Alles weitere berichte ich morgen, jetzt muss ich schlafen gehen, da für morgen ein Ausflug nach
Iasi geplant ist.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Auf ins Abenteuer

Ich sitze hier im Flughafen in Memmingen (ja, wirklich in Memmingen!) und habe noch ca. 1 1/2 Stunden Zeit, bis ich einchecken kann. Ich fliege heute Nachmittag nach Tirgu Mures, das liegt irgendwo im rumänischen Hinterland, nahe der Moldawischen Grenze. Am kommenden Sonntag findet im rumänischen Sucevita die kirchliche Hochzeit von meinen Freunden Daniela und Ioan statt. Als die beiden standesamtlich in Tübingen geheiratet haben, durfte ich Trauzeugin sein. Jetzt werde ich staunende Zuschauerin bei einer orthodoxen Trauung sein. Ich habe mich sehr über die Einladung der Beiden gefreut, muss aber leider ohne Markus und die Kinder fliegen. Die Kinder haben noch 2 Wochen Schule und Markus konnte keinen Urlaub nehmen.

Für mich fühlt dich diese Reise wirklich wie ein Abenteuer an. Obwohl ich inzwischen einige Freunde habe, die mehr oder weniger mit dem Rumänien verbandelt sind, kann ich mir unter dem Land nicht viel vorstellen. Obwohl es zur EU gehört, ist es für mich exotisch. Schon wie die Namen klingen, die Sprache, von der ich keinen einzigen Brocken verstehe! Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich aus Rumänien eben nicht jedes Jahr 12  Postkarten bekomme und mir bisher niemand seine Urlaubsbilder gezeigt und Urlaubsgeschichten erzählt hat. So ist das Land, vor allem die Gegend, in der ich die kommenden 7 Tage verbringen werde, wie ein blinder Fleck auf meiner inneren Landkarte. Noch!

Diesmal habe ich mich im Vorfeld auch nicht ausgiebigst informiert und dann entschieden, dass ich dort Urlaub machen möchte. Ganz im Gegenteil: Dani und Ioan haben ein Rahmenprogramm für ihre deutschen Gäste geplant, und ich lasse einfach alles auf mich zukommen. So bleibt Reisen spannend!

Vom üblichen Reisekribbeln abgesehen, geht es mir sehr gut. Okay, mein Haarausfall ist inzwischen so heftig, dass ich jeden Tag einen Teppich weben könnte, aber das war zu erwarten. Ich habe schon Hüte gekauft, damit werde ich die schlimmsten Monate überstehen. Meistens kommen die Haare ja nach dem Abnehmen wieder.

In den letzten paar Tagen hatte ich einige ärztliche Check-ups, und die sind allesamt gut ausgefallen. Mein Vitaminstatus ist dank konsequenter Supplementation sehr gut, meine Leber verkraftet die Abnahme ordentlich und ich fühle mich gut.

Mein Arzt in der Villinger Klinik, in der ich am Montag zur Nachsorge war, ist insgesamt auch sehr zufrieden mit mir. Allerdings hätte er sich eine größere Abnahme im ersten Quartal erhofft. Tatsächlich ging es in den letzten Wochen nur sehr schleppend voran. Aber davon lasse ich mich gar nicht stressen. Ich bin mit 22 kg in 3 Monaten sehr zufrieden. Dass es bei vielen anderen schneller geht, hat nämlich auch mit meiner immer noch relativ hohen Cortisondosis zu tun. Also: An der Gewichtsfront ist alles cool.

Für jetzt mache ich Schluss, sonst verabschiedet sich der Akku meines Handys gleich. Ich werde versuchen euch in den kommenden Tagen mit Berichten aus Rumänien zu versorgen.

Bis bald!

Samstag, 22. Juni 2013

dahingeschmolzen

Wow! Was hatten wir diese Woche für ein Wetter! Drei Tage in Folge 37° C. Obwohl ich so verzweifelt auf den Sommer gewartet habe, an diesen drei Tagen habe ich das Haus so wenig wie möglich verlassen. Wir hatten zwar im Haus auch 28° C, aber sobald ich nur die Haustüre geöffnet habe, war es als ob ich gegen eine Wand laufen würde.

Die vom Wetter erzwungende Ruhepause habe ich mir aber ganz gerne gegönnt, da ich in der Woche vorher für meine Verhältnisse einiges geleistet habe. Zuerst war ich mit Tina und Anna ein paar Tage im Allgäu zum Wandern. Wir sind um den Vilsalpsee im Tannheimer Tal herumgelaufen, sind in Nesselwang mit der Seilbahn bis zur Mittelstation der Albspitze gefahren und wieder heruntergelaufen, waren am Grüntensee, der wegen Überschwemmung größer war als normalerweise und sind sowohl im Hallenbad, als auch im Freibad geschwommen. Vor allem das Berg-runter-laufen war echt heftig für mich. Da ich Berge (und zugegebenermassen auch Hügel) normalerweise strengstens meide, verfügen meine Beine offensichtlich nicht über die notwendige Muskulatur um einen längeren Bergabmarsch zu bewältigen. Nach der Hälfte des Weges haben sie mir das sehr deutlich mitgeteilt. Sie haben sich angefühlt wie Zahnstocher mit Pudding drumherum, absolut unkontrollierbar! Dank Tinas Geduld bin ich aber wieder heil unten angekommen.

Am Grüntensee

Ausblick vom Hotelbalkon


Heimgefahren sind wir am Freitag vor einer Woche wieder. Zusätzlich zu all den anderen Dingen, hatte ich einen mordsmäßigen Muskelkater im Gepäck. Am Samstag habe ich Nathalie geholfen, Prospekte in Wankheim zu verteilen. Also habe ich den Muskelkater ignoriert und bin nochmal 10 km von Haus zu Haus gelaufen. Am Sonntag sind wir dann mit dem Fahrrad ins Reutlinger Freibad gefahren. Ich finde es immer noch unglaublich, dass ich innerhalb weniger Tage so viele anstrengenden Dinge unternehmen konnte.

Auch wenn ich mich sehr über die vielen Aktivitäten freue - die paar Tage Hitzepause danach hatte ich mir redlich verdient. Genauso wie täglich ein kleines Eis. Das konnte ich mir ganz gut leisten, da man bei der Hitze ohnehin wenig Lust auf Essen hat. Die Kinder haben sich geweigert in diesen drei Tagen auch nur eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen. Also gab es bei uns Wurstsalat, Wraps mit Tomaten-Mozarella-Füllung oder auch einfach nur Erdbeeren direkt von der Plantage zum Mittagessen.

Mit dem Essen läuft es super. Auch im Allgäu, wo wir häufiger essen gegangen sind, habe ich fast immer etwas gefunden, was ich gut vertragen habe. Manchmal habe ich nach dem Essen ein wenig Bauchweh, aber das gibt sich meistens schnell wieder. Nur die Trinkpause von mindestens 20 - 30 Minuten nach jeder Mahlzeit einzuhalten, fällt mir immer noch sehr schwer. Aber wenn ich sie nicht einhalte, habe ich echtes Magengrimmen und auch keinen Spaß. Also muß ich wohl lernen, daran zu denken und Essen und Trinken nicht mehr zu kombinieren.

In der Hitze der vergangenen Tage sind bei mir auch die Pfunde geschmolzen. Heute früh habe ich das erste Mal die 20-kg-Marke geknackt. Die OP ist jetzt knapp 3 Monate her, und ich habe 20 kg weniger auf den Rippen, als am Tag meiner stationären Aufnahme. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass das nicht nur Wasser war, dann kann es von mir aus ruhig noch ein Weilchen so weitergehen.

Jetzt gehe ich gleich zu einem Geburtstag, auf den ich mich schon sehr freue. Ich melde mich wieder, wenn es irgendetwas Spannendes zu berichten gibt. Bis dahin: Haltet den Sommer noch ein Weilchen fest.


Sonntag, 2. Juni 2013

verlängerte Wochenenden

Der Mai wird traditionell als "Wonnemonat" bezeichnet. Wenn man das aktuelle Wetter betrachtet, hat dieser Mai den schönen Beinamen sicher nicht verdient. Allerdings ist und bleibt der Mai der Wonnemonat für die Freunde von Brückentagen und verlängerten Wochenenden. Mich tangiert das dieses Jahr zwar nur indirekt, aber für Familienunternehmungen sind Wochenenden in XL sehr praktisch.

Da das deutsche Mistwetter Art und Dauer der Ausflüge stark beeinträchtigt, sind wir über das 1. lange Wochenende (Vatertag) zwischen 09. und 12. Mai spontan zu einer lange überfälligen Stadttour nach Prag aufgebrochen. Ich habe am Vorabend des Feiertags noch schnell ein günstiges Hotel (Marke: Nachkriegsplattenbau) in einem Außenbezirk von Prag und eine Abendrundfahrt auf einem Moldaudampfer gebucht und am nächsten Tag sind wir losgefahren.

Das Wetter in Prag war zwar auch nicht besser als hier, aber dort hat uns das nicht weiter gestört. Einer der ersten Einkäufe, die wir getätigt haben, waren zwei Regenschirme mit er Aufschrift "It rained in Praha". Unsere Kinder haben wir in die total verhassten (weil aus Teenagersicht extrem uncoolen) Regenponchos gezwungen und dann ging es munter los. Mit dem Zug, der direkt vor dem Hotel startete, waren wir in wenigen Minuten im Zentrum angekommen. Dort sind wir gelaufen, gelaufen und nochmal gelaufen. Es gab so viel zu sehen, und ich fand die Tage wunderschön, obwohl ich Abends immer halbtot ins Bett gefallen bin und morgens mit immer noch bleiernen Beinen wieder aufgewacht bin.



Das absolute Highlight war tatsächlich die Moldaurundfahrt am Samstagabend. Auf dem Schiff gab es ein leckeres Buffet und zwei lustige Musiker die zum Tanz aufspielten. Der Regen hatte sich für diesen Tag schon verabschiedet, nach und nach die gingen die Lichter der Stadt an und wir fuhren unter den beleuchteten Skulpturen der Karlsbrücke durch, mit perfektem Blick auf die ebenfalls angestrahlte Prager Burg und andere bekannte Sehenswürdigkeiten. Markus, die Kinder und ich hatten es uns gerade auf Deck gemütlich gemacht, um die tolle Stimmung zu genießen, da gab es direkt über der Moldau ein riesiges Feuerwerk, das für magische Momente sorgte.

Essenstechnisch bin ich in Prag sehr gut klargekommen. Ich habe mich in den Restaurants wild durch tschechische Leckereien gefuttert und alles gut vertragen. Die Portionen waren natürlich klein, aber die tschechischen Köche sind sehr entgegenkommend - man konnte fast jedes Gericht auch als halbe Portion bestellen. Die halben Portionen waren mir meistens trotzdem noch zu groß, aber Markus und die Kinder haben sich immer wieder gerne über meine Reste hergemacht.

Auch in Deutschland war ich inzwischen einige Male in Restaurants essen. Ich habe mir angewöhnt, mich entweder an die Vorspeisenkarte zu halten, oder auch hier nach halben Portionen zu fragen. Ich bin sehr erstaunt, wie entgegenkommend man in den meisten Restaurants ist. Meistens gibt es vom Kellner eine kurze Rückfrage in der Küche und dann geht das. Im Übrigen eröffnen sich durch die genauere Betrachtung der Vorspeisenkarten ganz neue Welten für mich, die hatte ich bisher eher links liegengelassen.

Was das Essen angeht, zählt inzwischen auch bei den Mahlzeiten zuhause nicht mehr die Quantität, dafür umso mehr die Qualität. Meine Ernährungsberaterin hat immer wieder gute Tipps für mich und ich lerne sowohl das Kochen als auch das Essen gerade neu. Naja, zumindest teilweise - was schon gut war soll auch gut bleiben.

Die Kilos verabschieden sich weiterhin stetig von mir. Seit der OP bin ich 15 davon losgeworden. Damit habe ich endlich das Gewicht wieder erreicht, mit dem ich vor ein paar Jahren in meine letzte große Diät gestartet bin. Allerdings fühlt sich dasselbe Gewicht jetzt deutlich leichter an als damals - ich fühle mich durch die Minuskilos einfach fitter. Jetzt kommt auch die Lust an der Bewegung endlich wieder auf.

Deshalb haben wir am langen Wochenende Nummer 2 (Pfingsten) den einzig trockenen Tag zu einer Radtour genutzt. Wir sind nach Tübingen geradelt, haben unterwegs im Ehrenbachtal halt gemacht, gegrillt und später in TÜ noch ein Eis gegessen. Dann sind wir über Kirchentellinsfurt nach Hause gefahren. Meine Nicht- Fahrrad-trainierten Beine behaupten das wären mindestens 50 km gewesen - ich habe mir die Tour bei komoot angeschaut und es waren natürlich gerade mal 20 km. Ergo: Meine Beine sind faule, theatralische Lügenbolde - trotz verlorener Kilos und mehr Bewegungslust.

Am vergangenen langen Wochenende habe ich mich deshalb gleich zweimal auf den Sattel geschwungen - am Donnerstag waren es ca. 15 km. Damit es dem Rest der Familie nicht langweilig wird sind Markus und die Kinder mit Inlinern gefahren und ich mit dem Fahrrad. So ist es für alle ungefähr gleich anstrengend. Dasselbe haben wir heute nochmal gemacht, allerdings heute nur eine kleine Runde von 7,5 km. Die total verregneten Tage dazwischen haben wir für diverse Arbeiten zuhause genutzt. Nach einem erfolgreichen IKEA-Besuch am Mittwoch hatte ich einige Vorhänge zu kürzen und Markus hat eine neue Lampe aufgehängt und mir ein paar neue Bücherregale aufgebaut. Da aber auch ein verregnetes Wochenende nicht nur zum Arbeiten da ist, haben wir zwischendurch die Videothek aufgesucht und es uns allabendlich mit netten Filmen gemeinsam auf dem Sofa gemütlich gemacht. Ich finde es echt cool, dass unsere Kinder jetzt die FSK12-Filme anschauen dürfen. Jetzt schauen wir mit ihnen gemeinsam die ganzen Klassiker und haben beim Zeigen fast genausoviel Spaß wie die Kids beim Anschauen.

Da jetzt schon Juni ist und vorerst weder lange Wochenenden noch Ferien anstehen, wird sicher auch das Wetter endlich wieder besser. Pech für Schüler und Arbeitnehmer - gehe ich halt alleine raus. Vielleicht seht ihr mich ja demnächst mal im Freibad meine Bahnen ziehen?

Freitag, 3. Mai 2013

Auf und Ab

Gestern, genau vier Wochen nach der OP hatte ich 10 kg weniger auf der Waage als am Tag meines Einrückens ins Krankenhaus. Das hört sich sicher nicht schlecht an. 10 kg in vier Wochen. Ist doch schon was.

Für mich war aber vor allem die vergangene Woche ein zähes Ringen. Ich wiege mich jeden Morgen gleich nach dem Aufstehen. Meine Kalorienaufnahme hat sich im Bereich zwischen 600 und 900 kcal pro Tag eingependelt. Eigentlich sollte dabei das Gewicht doch stetig sinken. Stattdessen sah meine Gewichtskurve der letzten beiden Wochen so aus: 

20.04. - 03.05.

Daraus kann man Verschiedenes ablesen. 

1.) Besonders wichtig für mich: Der Trend stimmt!
2.) Die letzten beiden Kilos, die hier angezeigt werden, waren ganz schön hartnäckig
3.) Es gibt leider immer wieder "Aufs" zwischen den "Abs" 

Am Freitag vor einer Woche dachte ich schon, ich hätte die ersten 10 kg runter. Da ich an dem Tag die ganze Zeit unterwegs war und spät nach Hause kam, wollte ich am Samstag posten. Samstag früh auf der Waage, gab es aber plötzlich nichts Positives mehr zu berichten - wieder ein Kilo mehr!  

Natürlich habe ich mir die ganze Woche versucht einzureden, dass die Gewichtszunahme daher kommt, dass mir von meinen kleinen Spaziergängen gerade riesige, schwere Muskeln wachsen. So ganz glaube ich das aber selbst nicht. Ich weiß auch, dass Gewichtsschwankungen normal sind, durch Wassereinlagerungen, unterschiedliche Darmtätigkeit, Zyklusschwankungen und sonstiges verursacht werden. Naja, zumindest der schlaue Teil meines Kopfes weiß das. Der blöde Teil fängt sofort an zu grübeln - was ich falsch mache, ob wohl ausgerechnet bei mir die Abnahme nicht funktionieren wird, und so weiter. 

Davon abgesehen geht es mir sehr gut und ich fühle mich gar nicht frisch operiert. Ab und zu zwacken zwei von den Narben noch etwas und die Bauchmuskeln sind natürlich auch noch nicht wiederhergestellt. Die Auswirkungen auf meinen Tagesablauf sind aber marginal und gut zu ertragen. 

Inzwischen werde ich immer wieder darauf angesprochen, dass ich abgenommen habe. Allerdings nur von den Leuten, die über die OP Bescheid wissen. Das liegt entweder daran, dass alle Leute, die mir nahe genug stehen um mich auf mein Gewicht anzusprechen ohnehin Bescheid wissen, oder eben daran dass diese Leute mit meiner Abnahme rechnen und mich deshalb ganz genau beäugen. An der Kleidung merke ich noch nichts. 

Mein Mantra für die kommende Woche: GEDULD...OMMM...GEDULD...OMMM...GEDULD...
Drückt mir die Daumen, dass das was bringt!























Donnerstag, 18. April 2013

Zwei Wochen

Vor zwei Wochen um diese Zeit lag ich im OP, habe selig geschlafen und bekam derweil mein neues Mägelchen verpasst. Seither meiner Aufnahme in die Klinik haben sich schon 8 kg von mir verabschiedet. Wirklich sehen kann man das aber glaube ich noch nicht.

Seit 10 Tagen bin ich nun schon wieder zuhause, seit Montag arbeite ich wieder und es geht mir sehr, sehr gut. Schlafen kann ich seit ich zuhause bin wieder die ganze nacht. Diese Tatsache und die ersten Frühlingstage tragen gerade zu meiner unschlagbar guten Laune bei. Außerdem bin jeden Tag dankbar dafür, dass alles so komplikationsfrei abläuft und es mir nach so kurzer Zeit schon wieder so gut geht.

Mein Mägelchen ist inzwischen wohl abgeschwollen, da sich meine Portionsgrössen schon verdoppelt haben. Anfangs gingen nicht mehr als 70 - 80 ml Suppe, inzwischen sind ca. 150 ml normal geworden. Das schwankt aber auch ein bißchen von Mahlzeit zu Mahlzeit.

Seit der OP ernähre ich mich ausschliesslich flüssig, also von Milch, Suppen und dünnem Fruchtkompott. Das wird in den nächsten 2-4 Wochen auch noch so bleiben, danach kommt eine 4-wöchige Pürreephase. Hungrig bin ich nicht, Gelüste gibt es schon. Das Ende einer Mahlzeit gibt das Mägelchen an, allerdings kommt es mir manchmal vor als ob es eine Fremdsprache spricht, die ich nicht besonders gut beherrsche. Ich muss sehr langsam und konzentriert essen, immer mal wieder kurze Pausen machen und höre die ganze Zeit in mich hinein. Bin ich jetzt satt? Geht es dem Mägelchen gut? Das ist manchmal erstaunlich schwierig festzustellen.

Richtig schief ging es erst einmal, als ich zu Mittag eine Karottensuppe gegessen habe und mich nicht an die halbstündige Trinkpause vor und nach dem Essen gehalten hatte. Vor der Suppe hatte ich zwar Pause gemacht, aber hinterher war ich unkonzentriert, durstig und habe getrunken. Ich schätze das war ca. 10 - 15 Minuten nach Mahlzeitende und es waren nur ein paar Minischlucke. Schlagartig bekam ich einen Schweißausbruch und mir wurde furchtbar übel. Ich habe ein paar Mal tief durchgeatmet und gehofft es geht wieder weg - hat aber nix gebracht. Kurz darauf haben sich Suppe und Wasser in die Keramik verabschiedet. Danach ging es mir sofort wieder gut. Seither achte ich wieder genau auf die strikte Trennung von Essen und Trinken.

Trinken ist ohnehin so eine Sache. Ich muss auf mindestens 1,5 (besser 2) Liter Wasser pro Tag kommen, da die Nieren sonst nicht mit den ganzen Schadstoffen klarkommen, die sich gerade aus dem Fett verabschieden. Vier kleine Mahlzeiten am Tag bedeuten auch vier Stunden in denen ich nicht trinken darf. Und in der restlichen Zeit geht eben nur superwenig auf einmal. Vor der OP habe ich oft ein, zwei Stunden nichts getrunken und dann ein ganzes Glas auf einmal hinuntergestürzt. Das klappt so natürlich nicht mehr. Jetzt heisst es immer dranbleiben, damit mir der Tag für die Trinkmenge ausreicht. Wenn ich alle 10 bis 15 Minuten trinke, komme ich auf ungefähr 200 ml pro Stunde. In der ersten Woche hatte ich meinen Küchentimer so eingestellt, dass er mich alle 15 Minuten ans Trinken erinnert hat. Inzwischen wird es zur Gewohnheit, dauernd zu trinken. Ich muss nur immer etwas in Reichweite haben und immer kleine Flaschen mit mir rumtragen, wenn ich das Haus verlasse.

Gestern war ich bei meiner Hausärztin - sie hat mich enttackert und mir meine erste B12-Injektion verpasst. Die fünf sichtbaren Bauchschnitte sehen super aus und heilen sehr gut. Die unsichtbaren, inneren Wunden fühlen sich auch von Tag zu Tag besser an. Was ich noch am meisten spüre, sind die Löcher in den Bauchmuskeln. Die zwicken mich bei Belastung und erinnern mich daran, dass ich langsam machen soll.

Die B12-Spritze bekomme ich jetzt alle drei Wochen, weil der Teil des Magens, der Vitamin B12 aufnehmen kann, bei mir fehlt. Alle anderen Nahrungsergänzungsmittel die ich jetzt benötige, nehme ich als Tabletten ein. Die Klinik in Villingen hat in Zusammenarbeit mit einer Villinger Apotheke die "Villinger Box" entwickelt. Sie enthält eine optimale Zusammenstellung aller Nahrungsergänzungsmittel, die man nach einer bariatrischen Operation benötigt. Dass das eine ganze Menge ist, wusste ich schon - nicht aber dass es relativ kompliziert ist, sie mit den normalen Medikamenten über den Tag zu verteilen. Ich habe zwei Sachen, die ich nüchtern nehmen muss, mindestens eine Stunde vor dem Frühstück - das mache ich gleich morgens im Bett. Ansonsten darf ich Calzium nicht mit Zink oder Eisen, mein Schilddrüsenmedikament mit nichts von den anderen, den Magenschutz immer mindestens eine Stunde vor anderen Medikamenten, und so weiter. Nach den ersten zwei Tagen war ich total verwirrt. Also hab ich mir was Neues zugelegt:

Hilft den Überblick zu behalten.


Damit klappt das super. Auch hier ist alles nur eine Frage der Gewohnheit.

Euch allen wünsche ich einen schönen Frühlingstag, geniesst die Sonnenstrahlen. Ich melde mich wieder - spätestens wenn die ersten 10 kg runter sind.





Montag, 8. April 2013

Montagmorgenüberraschung!

Heute morgen um 9:00 Uhr hatte ich einen Termin bei der Ernährungsberaterin der Klinik. Etwa eine Stunde vorher war Visite. Ich war völlig überrascht, als der Arzt abschliessend sagte: "Frau Neuwirth, bei Ihnen ist alles perfekt verlaufen, sie sind fit und brauchen nicht noch einen Tag länger hier im Krankenhaus herumliegen. Nach der Ernährungsberatung können Sie nach Hause gehen."

Da Markus heute den ganzen Tag unterwegs war, wusste ich erstmal gar nicht, wie ich das machen soll. Zum Glück hat Tina sich bereit erklärt, mich abzuholen und ist gleich losgefahren.

Bei der Ernährungsberatung wurde der Kostaufbau der kommenden drei Monate ausführlich besprochen. Zuerst 4-6 Wochen reine Flüssigphase, danach 4 Wochen pürierte Kost und dann Schritt für Schritt immer mehr ausprobieren und sich herantasten.

Seit heute Mittag bin ich also zuhause in den vertrauten vier Wänden. Den Kindern habe ich nichts über meine verfrühte Ankunft gesagt - die haben Augen gemacht! Das war echt süß. Markus weiß auch noch nicht, dass ich wieder da bin, ihn überrasche ich nacher, wenn er nach Hause kommt.

Für morgen früh habe ich einen Termin bei meiner Hausärztin vereinbart, um ihr einen "Entklammerer" zu schenken, mit dem sie mir in ein paar Tagen die Tackernadeln ziehen darf und um mir die Medikamente und Thrombosespritzen verordnen zu lassen, die ich in den kommenden Wochen noch benötigen werde.

Eigentlich beginnt jetzt erst der richtig spannende Teil. Ich halte euch auf dem Laufenden!

Sonntag, 7. April 2013

nächtliche Bettflucht

In den vergangenen Nächten habe ich nicht sonderlich gut geschlafen. So schlimm wie letzte Nacht war es aber noch nie. Mein Problem: Ich bin gezwungen, die ganze Zeit auf dem Rücken zu liegen. Normalerweise bin ich eine absolute Bauch/Seitenschläferin. Jetzt geht das nicht, ich habe es schon versucht. Die Schnitte sind so verteilt, dass ich auf keiner Seite liegen kann.

Zwar habe ich ein wundervoll in alle Richtungen verstellbares Krankenbett, für das eine mindestens 12-seitige Bedienungsanleitung gerechtfertigt wäre, aber meine eigene Lage kann ich nicht wählen. Also egal ob Kopteil hoch, Fußteil hoch oder beides - ich liege auf dem Rücken. Stundenlang.

In den ersten Nächten nach OP war ich durch Narkose und Co. so hinüber, dass ich trotzdem einigermassen geschlafen habe. Da haben mich andere Dinge geweckt.

Jetzt schlafe ich erstmal Ewigkeiten nicht ein. Ich liege im Bett, bin müde und fühle, wie sich mein gesamtes Blut in Rücken und PO sammelt. So fühlt es sich zumindest an. Mir fällt ein, dass genau dadurch bei Toten Leichenflecken entstehen. Überall da, wo die Gliedmassen auf dem Boden liegen, sammelt sich nach Zusammenbruch des Blutkreislaufs das nicht mehr zirkulierende Blut und bildet Leichenflecken. Ein wichtiges Indiz in Mordermittlungen! Nur befinde ich mich nicht in einer Mordermittlung, sondern im Krankenhaus und mein Blutkreislauf ist offensichtlich auch nicht zusammengebrochen, da ich ja noch grübeln kann. Aber es fühlt sich trotzdem so an!

Also hieve ich mich aus der Rückenlage hoch (was mit stark lädierten Bauchmuskeln kein Spass ist) und setze mich an die Bettkante. Nach ca. 2 Minuten habe ich kein Leichenfleckgefühl mehr am Rücken. Nur noch am Po. Ich stehe auf, gehe auf den Flur, spaziere etwas hin und her - alles ist gut. Aber es ist Schlafenszeit und ich bin auch wirklich müde. Also zurück ins Bett, viel hin- und herstellen um eine halbwegs bequeme Schlafposition zu finden. So sollte es gehen!

Nach 15 Minuten geht es wieder los, mit dem unangenehm kribbeligen Gefühl. Ich versuche es zu ignorieren und endlich zu schlafen. Klappt nicht! Also wieder raus aus den Federn und das ganze Spiel von vorne.

So habe ich meine letzte Nacht verbracht. Gegen halb fünf war die Müdigkeit endlich stark genug und der Schlaf kam schneller als die Leichenflecken.

Davon abgesehen, geht es mir echt gut. Heute früh gab es zum Frühstück Actimel. Total lecker! Danach war ich erstmal satt.

Ich benötige seit gestern keine Schmerzmittel mehr, heute früh wurde mir der letzte Zugang gezogen und ich war duschen. Das halten vier von fünf Schnitten schon ohne Pflaster aus. Finde ich ziemlich genial, 3 Tage post-OP. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nach Duschen und Zähne putzen total platt war.

Das wird vermutlich auch noch ein Weilchen so bleiben. Gestern abend hat unsere Chirurgin meiner Zimmernachbarin und mir nochmal ziemlich ausführlich erklärt, dass wir uns die nächsten 8-12 Wochen unbedingt schonen müssen, wenn wir keine unnötigen Komplikationen riskieren möchten. Die inneren Verletzungen sind deutlich größer, als die von außen sichtbaren. Allein meine Magennaht ist fast 20 cm lang. Die Bauchmuskeln wurden an mehreren Stellen durchlöchert und außerdem kämpft der Körper mit der Mangelernährung. Wir sollen unbedingt alles vermeiden, was den Bauchraum belastet: bücken, strecken, drehen, mehr als 1 kg heben, etc.

Das wird zuhause sicher noch schwierig, aber ich nehme es mir trotzdem zu Herzen. Die Betten sind nicht bequem genug um bald wiederkommen zu wollen.

Samstag, 6. April 2013

Entkabelung

Es geht laufend vorwärts und langsam aber sicher werde ich all die Kabel und Schläuche um mich herum wieder los. Gestern abend hat man mir noch den Blasenkathether gezogen, seither gehe ich alleine und selbständig zur Toilette.

Seit heute morgen brauche ich keinen Sauerstoffschlauch mehr in der Nase und heute Nachmittag soll die Wunddrainage noch gezogen werden.

Heute morgen habe ich einen echt wiederlichen Schritt auf dem Weg der Genesung hinter mich gebracht, den sogenannten "Breischluck". Dazu musste ich runter in die Röntgenabteilung und ein abartig ekelhaftes Kontrastmittel   schlucken. Ich dachte, ich reiher denen gleich auf den Boden! Habe es aber doch irgendwie drinbehalten und die haben auf dem Apparat verfolgen können, wie das Zeug durch meinen Verdauungstrakt läuft. Ergebnis: Mein Mägelchen ist dicht. Das war zwar nach Blauschluck und dem Verlauf der letzten Tage schon zu erwarten, aber jetzt habe ich die wichtige, ärztliche Bestätigung.



Sobald man diese Bestätigung hat, geht es Schlag auf Schlag.

1.) Ich darf frei trinken. Wasser oder Tee, soviel ich vertrage. Lauwarmer Kamillentee geht gerade am besten.

2.) Der Kostaufbau beginnt. Ich habe heute Mittag einen herrlichen, köstlichen Teller Suppe bekommen. Die hat so genial geschmeckt, das könnt ihr  euch sicher nicht vorstellen! Natürlich hab ich sie nicht ganz geschafft, aber doch ein paar Löffel mehr, als ich erwartet hätte.


3.) Die Wunddrainage wird gezogen und einen Tag später darf ich zum ersten Mal wieder unter die Dusche.

4.) Ab sofort zählt die Trinkmenge. Wenn ich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mindestens 1,5 Liter geschafft habe, darf ich nach Hause gehen. Mit weniger Wasser würde der durch die Mangelernährung ohnehin schon angeschlagene Kreislauf kollabieren, deshalb bekomme ich so lange Infusionen, bis ich die nötige Flüssigkeit über die Trinkmenge aufnehmen kann. Infusionen gibt es aber nur im Krankenhaus.

Als ob das nicht schon genügend gute Neuigkeiten wären, bekam ich heute auch noch zweimal Besuch. Vormittags von einer lieben Bekannten, die hier in Villingen wohnt und Nachmittags von Markus und den Kindern.

Jetzt sind alle wieder weg und ich muss mich erstmak ausruhen. Bin schon noch irgendwie ein Schwächling!

Freitag, 5. April 2013

OP komplikationsfrei überstanden, zurück auf Station

Die Schlauchmagenoperation fand gestern zwischen 10:00 Uhr und 12:30 Uhr statt. Sie ist laut der Ärzte optimal verlaufen. Kurz vor 2 bin ich zum ersten Mal zu mir gekommen. Ich war zwar immer etwas matschig, fühlte mich aber ganz ok. Bis heute, 11:00 Uhr blieb ich zur Überwachung auf der Intensivstation. Es war eine unruhige und schlafarme Nacht, aber alle meine Werte sind so, wie sie sein sollen. Heute morgen konnte ich mich im sitzen waschen und Zähne putzen. Später bin ich mit Rollator und Begleitung sogar ein Stück den Gang hoch-und runterspaziert. Ich habe den ersten Dichtigkeitstest, den "Blauschluck" bestanden und darf schlückchenweise Wasser trinken. Obwohl schon einiges weg kam, bin ich immer noch sehr verkabelt und das Schreiben fällt mir schwer. Melde mich wieder, wenn ich etwas mobiler bin.



Mittwoch, 3. April 2013

OP auf morgen verschoben...

...wegen diverser Notfälle. Dafür komme ich morgen gleich um halb neun dran. Das war ein seeehr nerviger, hungriger Wartetag im OP-Hemd. Ich hoffe ich kann
dafür wenigstens heute Abend meine Serien auf der Flimmerkiste (im wahrsten Sinne) im Flur schauen.
Bis morgen!

Krankenhaus, Tag 2, Vor-OP

Um kurz nach 6 wurden meine Zimmernachbarin und ich von der Schwester geweckt. Ich hatte in der Nacht ziemlich unruhig geschlafen und bin immer wieder aufgewacht. Mal tat der Rücken weh, mal zwickte der Zugang - und überhaupt ist kein Bett wie MEIN Bett!

Obwohl meine Zimmernachbarin und ich ähnliche Eckdaten (Alter, beide einen Sohn im gleichen Alter,etc.) haben, sind wir total verschieden. Gestern Nachmittag kam noch ein Büchereiwagen zu uns ins Zimmer. Eine tolle Einrichtung übrigens! Die Dame war nicht nur nett, sondern hat mich auch echt gut bei der Buchauswahl beraten. Jedenfalls hab ich mich für leichte Krimikost entschieden, meine Zimmernachbarin für die Bibel und "Losungen". Das ist eine Art Witzekalender, nur dass statt Witzen Bibelsprüche und ihre Interpretation drinstehen. Außerdem geht sie immer mit den Hühnern schlafen, schaut gerne Serien wie "Rote Rosen" und sie bezeichnet "Explosiv" als Nachrichten. Ergo: Ich finde sie immer noch nett, aber ich glaube nicht, dass sich hier eine große Freundschaft anbahnt.

Aber ich komme vom Thema ab. Von der Schwester haben wir beide unsere OP-Ausrüstung bekommen, mit Flügelhemdchen, Strümpfen und allerlei Schnickschnack. Außerdem bekam jeder 2 LmaA-Tabletten und ein Fläschchen mit einer salzigen Lösung, damit uns von der Narkose nicht schlecht wird.



Meine Tabletten soll ich um 10:00 Uhr nehmen, das ist in einer knappen Stunde. Meine Zimmernachbarin kommt vor mir in den OP, sie hat das Zeug vor einer Stunde genommen und döst seither.

Um halb 8 kam nochmal die Stationsassistentin und machte eine BIA zur Dokumentatin meines Fett- Wasser- und Muskelanteils. Danach war Visite mit dem Ober-Chefarzt-Guru, außer " viel Glück bei der Operation heute" konnte er natürlich noch nichts sagen.

Die Chirurgin, die mich operieren wird, hat sich noch meinen Oberbauch angeschaut. Sonst ist bisher noch nichts passiert. Ich werde gleich meine Sachen packen, da ich nach der OP auf die Intensivstation verlegt werde, und nicht mehr zurück in dieses Zimmer komme. Danach werde ich die Tabletten nehmen und warten. Ich hoffe die wirken bei mir nicht gegenteilig und machen mich nervös. Bisher bin ich noch echt cool. Das überrascht mich schon ein wenig.

Vielleicht kann ich mich nach der OP noch kurz melden, ansonsten eben morgen wieder.